Jungvölker bilden

Der Nachmittag war heute den Bienen gewidmet,- genauer gesagt der Jungvölkerbildung. Das setzt minutiöse Vorbereitung voraus. Vergleichbar mir der Vorbereitung einer Operation, nur einfach in Sache Bienen, smile. Da müssen Bienenbeuten hergerichtet werden, mit Futterwaben ausgestattet und jeder Handgriff wird minutiös geplant. Fast wie beim Schirennen wenn man sieht wie die Athleten gedanklich die Strecke abfahren, die imaginären Kurven mit ihrem Körper nachzeichnen. Es ist die geistige Vorbereitung die einer gelingsicheren Aktion vorhergeht. Drum lasse ich mir dabei genügend Zeit und die nötige Ruhe, um die Gegenwartsklarheit zu haben. Nach einer Stunde Vorbereitung ist alles parat, die Handgriffe verinnerlicht und es kann losgehen. Raucher an und in kürzester Zeit sind bei den Naturbau-Völkern je eine Brutwabe entnommen, in den Sammelbrutabnehmer getan und das Volk nicht länger gestört. Nächstes Volk ist an der Reihe. So hab ich in kürzester Zeit zwei Sammelbrutabnehmer gemacht und wenn alles passt: Wetter, Temperatur, Königinnenzelle gebildet wird, Hochzeitsflug und Rückkehr glückt, die Königin Eier legt,- dann ist das“Projekt“ gelungen. Eine gehörige Portion Glück braucht es auch immer dazu! Die mit Spanngurten versehenen Magazine werden an entfernte Standorte gebracht, sonst würden die Bienen wieder in ihr Volk zurückfliegen. Das wollen wir nicht! Natürlich ich will nicht, grins. Aber: durch Brutentnahme nehme ich schon früh den Varroadruck weg, oder verringere ihn zumindest. Ich bilde die Jungvölker immer so früh wie möglich also Anfang Mai. Und wenn ich nach 21 Tagen kontrolliere und eine eierlegende Königin in einem Brutableger entdecke ist das wie Weihnachten für mich. Ein kleines Wunder der Natur. Jetzt bin ich gespannt ob alles klappt. Das Abwarten ist spannungsgeladen wie ein Krimi! In dieser Zeit lasse ich die Völklein einfach in Ruhe. Ja nicht stören! Wenns gelingt mit einer neuen Königin dann gibt das die „Rennpferde“ fürs nächste Jahr! Bis zum Sommer sind sie zu stattlichen Völkern gewachsen. Das lieb ich so sehr am Imkern,- man muss strategisch planen, viele Überlegungen anstellen, Altes überdenken und neue Erkenntnisse aus der Forschung umsetzen und einfliessen lassen. Kein Jahr ist wie das andere! Die Imkerei muss sich immer weiterentwickeln. Man muss in jedem Fall vom Tier aus denken. Ich versuche mich ins Bienenvolk hineinzuversetzen und Eingriffe ganz schonend und so wenig wie möglich zu machen. Gut vorbereitet ist schon halb getan:-) Dass ich dabei wie heute in einen Flow kam, ist das Tüpfli auf dem I. Alles vergessen rundherum, voll eintauchen ins Tun und Sein. Drum ist es auch so beruhigend bei den Bienen zu arbeiten. Ein faszinierender Superorganismus. Prallvoll Leben. Und immer einzigartig, jedes einzelne Volk.

So fühlte ich mich heute. Mit ein paar echten Bienen die um den Kopf schwirren. 

Illustration: Flowheft